Detour von lunalinn (EndiHawks) ================================================================================ Kapitel 1: Part I ----------------- Eigentlich hatte er kein Problem mit Hitze. Absolut nicht. Immerhin war er die amtierende Nummer Eins, die sich einen Namen als Flame Hero gemacht hatte. Er war die Hitze und er hatte eine sehr hohe Resistenz, seinen Körper betreffend. Im Moment jedoch wäre ein Eis-Quirk vermutlich um einiges angenehmer gewesen, immerhin hätte er sich damit herunterkühlen können, während ihnen die Sonne bei über ca. 40 Grad auf den Jeep knallte. Ein Jeep – mit defekter Klimaanlage, wie sich nach zwei Stunden Fahrt herausgestellt hatte. Enji spürte die Wut in seinem Bauch lodern, während ihm der lauwarme Fahrtwind entgegenschlug – die einzige Abkühlung, die sie gerade bekamen. Das alles hier war doch eine verdammte Farce, auch wenn er noch nicht verstand, was sich sein jüngerer Kollege, der mit geschrumpften Flügeln neben ihm saß, dabei gedacht hatte. In seinem schwarzen Achselshirt und den olivgrünen Cargoshorts wippte er im Takt der Musik, die aus dem knirschenden Autoradio kam. Warum war der andere überhaupt noch so gut drauf? „Hawks.“ „Ja, Endeavor-san?“ Das Lächeln des Winged Heros machte der Sonne beinahe Konkurrenz, so strahlend war es, während dessen Augen von einer Sonnenbrille im Pilotenstil verdeckt wurden. Im Angesicht der Tatsache, dass sie beide bei diesen unmenschlichen Temperaturen in der Wüste herumgurkten, war dessen gute Laune schon beinahe bewundernswert, wäre da nicht der Umstand gewesen, dass Enji soeben einen ziemlichen Groll für den anderen fühlte. „Erklär mir noch mal, warum wir das hier tun“, knurrte er ungehalten und krampfte die Finger fester um das erhitzte Lenkrad. Hawks lehnte sich auf seinem Sitz zurück, den Kopf in den Nacken gelegt und die Arme dahinter verschränkt. „Alsoooo…“, begann er langgezogen. „…wie du ja weißt, sind wir zur Heldentagung in Las Vegas eingeladen worden. Dort werden wir nicht nur unglaublich viel Spaß haben – weil hey! Las Vegas, Baby! Okay, okay, sieh mich nicht so böse an. Da kriegt man ja Angst, Endeavor-san! Jedenfalls werden wir dort natürlich auch arbeiten und uns mit anderen Helden aus allerlei Nationen zusammenschließen und austauschen, um eine bessere-“ „Hawks“, unterbrach er diesen und spürte die Ader an seiner Schläfe pochen. „Ich weiß, was eine Heldentagung ist. Ich bin älter als du und das ist nicht meine Erste. Ich will wissen, warum wir nicht direkt nach Vegas geflogen sind, sondern uns diesen offensichtlichen Schrotthaufen von Jeep geliehen haben, um damit stundenlang durch die Wüste zu fahren!“ Der Jüngere neigte den Kopf, wobei ihm die Sonnenbrille ein Stück von der Nase rutschte, sodass er ihm in die bernsteinfarbenen Augen sehen konnte. Warum schaute er jetzt so verwundert, als hätte er etwas Blödes gesagt? Er würde ihn noch mal versehentlich bei einem Wutanfall anzünden… „Ich mag nun einmal keine Flugzeuge, Endeavor-san. Die sind so beengt und mit meinen Flügeln, egal ob klein oder groß, werfe ich immer irgendwelche Dinge herunter oder sie hängen meinem Sitznachbarn im Gesicht – und von der Toilettensituation fange ich gar nicht erst an! Oh, und schlecht wird mir auch! Schätze, das ist so wie bei anderen mit dem Autofahren – ich bin ein schlechter Beifahrer…oder Beiflieger, haha…“ Enji bereute bereits, noch einmal nachgefragt zu haben, doch der Blonde war noch nicht fertig. „Außerdem steht man immer so ultraaaa lange in der Schlange und auch da sind die Flügel nicht so hilfreich, weißt du? Außerdem ist so ein Flug richtig teuer! Weißt du, was man da für so eine Strecke bezahlt? Da fallen dir die Augen aus dem Kopf!“ „…wir hätten den Flug bezahlt bekommen“, knurrte Enji gereizt. „Und außerdem bin ich reich. Erzähl mir also nicht so einen Quatsch.“ „Ach echt? Ups, das wusste ich nicht! Also das mit der Kostenübernahme. Dass du reich bist, okay, das kann man nachlesen.“ „…wieso liest d-“ „Aber das ändert ja nichts daran, dass es mir in einem Flugzeug wirklich nicht gut geht, hm? Daher habe ich mir überlegt, den Weg mit dem Auto hinter uns zu bringen. Einen Beifahrer zu finden, ist aber wirklich schwierig, weißt du? Deswegen war ich so unglaublich froh, dass All Might dich gefragt hat und du sofort zugesagt hast! Er wäre ja selbst mit mir gefahren, aber der arme Kerl ist so schon schnell dehydriert, dem bekommt so eine lange Fahrt bestimmt nicht gut mit der Hitze und so! Und was das Auto angeht, das konnte ich ja vorher nicht wissen…am Anfang ging ja noch alles!“ Das Letzte stimmte wohl, denn sonst hätten sie den Wagen direkt austauschen können. Das war wirklich nicht zu ändern und daher auch nicht Hawks‘ Schuld – der Rest aber schon! Immerhin hatte dieser ihm All Might auf den Hals gehetzt, der ihm die Situation erklärt und ihn dann daran erinnert hatte, dass Helden auch einander helfen sollten. Enji war niemand, der sich emotional erpressen ließ, aber All Might war nun einmal niemand, der einfach so aufgab. „Und warum bist du nicht einfach so geflogen? Du hast Flügel – wie du eben gesagt hast.“ Hawks runzelte die Stirn, als hätte er etwas Dummes gesagt. „Weil selbst ich bei einem so langen Flug irgendwann mal erschöpft bin? Deswegen haben wir uns ja in der Mitte getroffen und fahren jetzt den Rest mit dem Auto! Oh, und weil nicht jeder sofort mitkriegen sollte, dass die beiden Top-Helden des Landes in Las Vegas rumhängen und Party machen.“ „…wir machen keine Party.“ Hawks winkte ab, kommentierte das nicht weiter. „Jedenfalls ist es so viel unauffälliger und außerdem ist das doch ne tolle Gelegenheit, sich besser kennenzulernen! Ah, ich weiß was! Lächle und sag: mit Hawks macht alles viel mehr Spaß!!“ Der Winged Hero nahm sein Handy raus und lehnte sich zu ihm herüber, ehe er breit grinste und ein Foto schoss. Enji bemühte sich nicht mal um ein halbherziges Lächeln, sondern schaute grimmig in die Handykamera; der hatte sie doch nicht mehr alle. „Instagram wird ausrasten, wenn ich das poste…“ „Ich dachte, dass niemand was mitkriegen soll.“ „Huh? Ach, das poste ich morgen oder so. Mit ein paar coolen Hashtags…meine Fans werden das so feiern!“ „Feiern.“ „Jap! Das sagt man so! Du weißt schon…die werden steil gehen oder wie man das in deiner Generation nennt, haha…“ In seiner Generation. Auch wenn es eine Tatsache war, kam Enji nicht drum herum, sich als alter Sack abgestempelt zu fühlen. So frech wie Hawks war, meinte er das vermutlich auch so. Der Jüngere war gut darin, ihm einerseits Honig ums Maul zu schmieren und ihm im selben Atemzug irgendwelche Unverschämtheiten um die Ohren zu hauen. Enji wollte gerade noch etwas sagen, als sich der Wagen plötzlich nicht mehr richtig lenken ließ und ein seltsames Geräusch ertönte. Dadurch, dass er ohne Vorwarnung nach rechts zog, fiel Hawks zu allem Überfluss auch noch auf ihn – sodass Enji infolgedessen eine scharfe Bremsung machte. Das Fahrzeug kam zum Stehen und sie beide landeten dank der Sicherheitsgurte wieder jeder in seinem eigenen Sitz. Für einen Moment herrschte Stille zwischen ihnen und Enji fühlte die Ader an seiner Stirn wieder pochen. „…Hawks.“ „Eh…ja?“ „Wenn die Karre jetzt auch noch einen Platten hat…“ Hawks blinzelte ihn an, ehe er sich halb aus dem Auto hängte und nachschaute, ob dem so war. Dabei traf Enji beinahe ein Flügel. Er spürte den Windzug, der unter den Umständen eigentlich ganz angenehm war. Hawks kam wieder hoch und lehnte sich zurück, den Blick nach vorn gerichtet. „Jep. Der ist durch.“ Enji stöhnte bloß und schloss kurz die Augen, um sich zu sammeln – und den Rest seiner rar vorhandenen Beherrschung nicht auch noch zu verlieren. Am liebsten hätte er die Karre in Brand gesetzt und wäre mit Feuerantrieb weitergereist. Allerdings war er nicht so lebensmüde, das ernsthaft in die Tat umzusetzen, schließlich musste sein Körper bei der enormen Belastung schon bei niedrigeren Temperaturen herunterkühlen. Den ganzen restlichen Weg mithilfe seines Quirks zu reisen, war also keine Option. „Immerhin haben wir einen Ersatzreifen“, kam es von Hawks, woraufhin Enji ihn finster anblickte. „Dann kannst du den ja wechseln“, meinte er herausfordernd. Hawks sah ihn aus seinen bernsteinfarbenen Augen so verdutzt an, als hätte der Flame Hero gefragt, ob er ihm nicht eine Niere spenden wolle. „Aber Endeavor-san, ich bin noch nie ein Auto gefahren! Ich habe nicht mal einen Führerschein! Glaubst du wirklich, dass ich weiß, wie man so einen Reifen wechselt? Und bestimmt ist der voll schwer! Ich hab nicht halb so viel Kraft in den Armen wie du!“ „Ich habe gesehen, wie du Menschen mit deinen Federn transportierst.“ „Jaaa, das ist ja auch was völlig anderes!“, protestierte Hawks, auch wenn Enji nicht wusste, warum das etwas anderes sein sollte. Tief atmete er durch, mahnte sich erneut zur Beherrschung, ehe er die Tür öffnete und ausstieg. Er hatte keine Lust mehr über etwas zu diskutieren, das er ohnehin am Ende selbst erledigen musste. „Aber ich kann dir vielleicht trotzdem helfen. Du musst mir nur sagen, was ich tun soll!“, hörte er Hawks sagen, ehe dieser ebenfalls aus dem Auto stieg. Enji schnaubte, während er das Ersatzrad vom Jeep löste und das Werkzeug, das immerhin vorhanden war, von der Ladefläche holte. „Schau dir einfach an, was ich mache, dann weißt du es für die Zukunft.“ „Ja…falls ich je allein ein Auto fahren sollte…“, kam es gedehnt zurück, doch unter seinem Blick verstummte Hawks lieber. Enji machte sich daran, die Radmuttern mit dem Radkreuz anzulösen, was recht schnell ging, ehe er den Wagenheber unter dem Auto platzierte, um dieses anzuheben und besser an das Rad kommen zu können. Als würde er nicht schon genug schwitzen bei der Hitze…aber gut, er würde spätestens im Hotel eine ausgiebige Dusche genießen. Sofern sie jemals ankommen sollten. „Hast du das schon öfter gemacht?“ Enji sah nicht auf, während er seine Muskeln anspannte und den Wagenheber pumpte, wobei dieser jedes Mal ein Ächzen von sich gab, jedoch funktionierte es. „Ein paar Mal. Ja.“ „Hätte ich nicht gedacht.“ Der Schweiß tropfte Enji von der Stirn, obwohl die Anstrengung eigentlich nicht der Rede wert war. Er wischte ihn sich mit dem Handrücken weg und griff dann erneut zum Radkreuz, um die Schrauben nun ganz herauszudrehen. „Ich hatte nicht immer einen Chauffeur – und es ist gut, im Notfall auch selbst klarzukommen.“ „Du kannst doch fliegen und es gibt einen Abschleppdienst – normalerweise.“ „Ja. Wie du siehst – hier nicht.“ „Stimmt wohl.“ Hawks grinste ihn schief an, während er beobachtete, wie Enji den Vorderreifen schließlich in den Sand wuchtete und danach den neuen holte. Gut, dass er so viel Krafttraining betrieb, sonst wäre das hier ein Problem gewesen. Hawks war auch schon ganz rot im Gesicht, was wohl an der Hitze lag. Vielleicht fragte er den Jüngeren dann doch nicht, ob dieser den neuen Reifen anbringen wollte, nicht, dass dieser ihm noch kollabierte. „Was für ein Auto fährst du eigentlich? Bestimmt was voll Teures, oder?“ „Einen roten VW Käfer.“ „…du verarschst mich.“ Enji warf ihm einen monotonen Blick zu, ehe er den neuen Reifen drauf- und die Schrauben festzog. „Wie du bereits erwähnt hast, fahre ich kaum Auto…oder lasse mich fahren. Es wäre unnötig, einen teuren Wagen zu besitzen, und außerdem zieht man so weniger Aufmerksamkeit auf sich, wenn man es nicht will“, erklärte er es, ehe er sich dem Wagenheber zuwandte. „Okay, das ergibt Sinn, aber…trotzdem. Ist das nicht so ein Ding von alten, reichen Männern? Dass sie immer die teuersten Schlitten sammeln?“ Enji schnaubte, während er den Jeep wieder herunterließ. „Keine Ahnung, welche Männer du so kennst, aber ich bin nicht so.“ „Anscheinend die falschen“, feixte Hawks und funkelte ihn mit einem Ausdruck an, den der Ältere nicht deuten konnte. Sei es drum, er musste ja auch nicht alles verstehen. Nachdem er sicher war, dass der Reifen richtig fest war, richtete er sich auf und wischte sich über die Stirn. Gott, eine Dusche wäre jetzt wirklich gut gewesen, aber da musste er wohl noch warten. Er sah auf, als ihm eine Flasche Wasser vor das Gesicht gehalten wurde, welche er direkt annahm. „Danke.“ Hawks nickte nur und er spürte dessen Blick an sich kleben, während er ein paar große Schlucke nahm. Auch wenn es nicht gerade kühl war, tat die Flüssigkeit gut. Er gab sich etwas in die Hand und wusch sich damit das Gesicht, wonach er sich zumindest etwas besser fühlte. Als Hawks sich räusperte, schaute er auf. Dieser hatte die Sonnenbrille wieder aufgesetzt. „Hm?“ „Ich steig schon mal wieder ins Auto.“ „Ja. Ich komme auch sofort.“ „Hm.“ Anscheinend schlug dem Winged Hero langsam ebenfalls die Hitze aufs Gemüt, so seltsam still, wie sich dieser verhielt. Oder er kam sich blöd vor, weil Enji das mit dem Reifenwechsel konnte und dieser nicht mal einen Führerschein hatte. Gut, er brauchte auch keinen, aber vielleicht kratzte das trotzdem an dessen Ego. Wenn Enji so darüber nachdachte, wusste er kaum etwas Persönliches von Hawks. Aber sie waren ja auch nur Kollegen und dieser wusste immerhin auch nichts über ihn – was vermutlich besser so war. Es gab zu viele Dinge, auf die er nicht stolz war. Zu vieles, das er bereute. Er verwarf die Gedanken und schraubte die Flasche zu, ehe er zu Hawks in den Wagen stieg, welcher sich in seinem Sitz zurückgelehnt hatte. „Wehe, das war jetzt nicht das letzte Hindernis auf dieser Reise“, brummte Enji, woraufhin Hawks gequält lächelte. „Alle guten Dinge sind drei…?“ „Sei ja still…“ Hawks lachte leise, während Enji den ratternden Motor startete, damit sie weiterfahren konnten. Der Winged Hero schob die Brille irgendwann wieder auf seinen Kopf und nahm sein Handy heraus, wobei er leise summte. Scheinbar tat ihm der Fahrtwind gut, wenn er schon wieder so heiter sein konnte. Entgegen Hawks‘ Voraussage lief die restliche Fahrt ohne weitere Vorkommnisse ab, sodass sie ein paar Stunden später bereits die bunten Lichter von Las Vegas in der Ferne erblicken konnten. Mittlerweile war die Sonne untergegangen, weswegen Enji froh war, dass die anstrengende Fahrt in Kürze ihr Ende finden würde, sodass sie im Hotel einchecken und ihre Zimmer beziehen konnten. Er sehnte sich nach einer Dusche und einem Bett, wenn er auch wusste, dass er sich erst wieder daran gewöhnen musste, nicht auf einem Futon zu schlafen. Hawks hatte ihn die restliche Fahrt über mit Belanglosigkeiten vollgetextet, doch wenigstens war die Fahrt so schneller herumgegangen, als wenn sie sich angeschwiegen hätten. Vermutlich wäre das Schweigen sogar unangenehm gewesen, weil es für Hawks unüblich war, den Mund zu halten. Sonst zog Enji die Stille definitiv einer Unterhaltung vor, aber nun…Hawks war speziell. „Wow! Das sieht so krass aus! Da kann man bestimmt mächtig Spaß haben!“, rief dieser aus und seine Augen leuchteten. „Wir sind nicht-“ „Jaja! Wir sind nicht zum Party Machen, Spaß Haben und so weiter hier, sondern um vorbildlich an der Heldentagung teilzunehmen und uns von unserer besten Seite zu zeigen. Aber trotzdem kann man es sich ja mal angucken, wenn man schon mal hier ist! Warst du eigentlich schon mal hier?“ „Nein.“ „Dann ist es für uns beide das erste Mal! Wie aufregend, Endeavor-san!“ Die Euphorie und der Tonfall beunruhigten Enji, doch der andere war ein Profiheld wie er selbst. Auch wenn er verantwortungslos und wie ein Grünschnabel wirkte, war er doch ein verlässlicher Kerl. Zumindest hatte er diesen Eindruck von Hawks, seit sie sich kennengelernt hatten. Dieser redete viel Unsinn und provozierte gern, doch wenn es darauf ankam, verhielt er sich professionell. Zumal er zweifellos trotz seines jungen Alters talentiert war. Er würde wohl dennoch auf ihn aufpassen, denn diese Stadt wies durchaus einige Verlockungen auf, denen man als junger Mann vielleicht schwerer widerstand. „Hn“, machte er bloß, doch Hawks redete einfach weiter. „Wenn die Tagung vorbei ist, können wir ja zusammen losziehen und uns die Stadt ansehen!“ Einen Moment wog Enji ab, ob er dem zustimmen sollte oder nicht, doch er hatte sich ja gerade noch vorgenommen, dass er auf seinen jüngeren Kollegen aufpassen würde. Von daher musste er ihn wohl begleiten und irgendwie hatte Hawks ja auch Recht. Wenn man schon mal da war, konnte man es sich ansehen. „Von mir aus. Sieh nur zu, dass du dich nicht volllaufen lässt und ich dich nachher zurückschleppen muss oder so.“ Hawks schwieg für ein paar Sekunden, was Enji dann doch wunderte. Eigentlich hatte er mit einer großspurigen Ansage gerechnet, dass der Winged Hero alt genug war und mit Alkohol umgehen konnte. „Ach“, meinte er schließlich und lächelte wieder. „Da musst du dir gar keine Sorgen machen! Ich trinke nämlich nicht. Klar, süße Cocktails sind verführerisch, aber die gehen auch ohne Alkohol.“ Enji hob eine Braue, warf dem Blonden einen kurzen Seitenblick zu, ehe er in die Straße bog – zum Glück fuhr er endlich wieder auf richtigen Straßen. „Verstehe. Nun…das ist wohl eine gute Einstellung.“ So vernünftig hätte er Hawks dann doch nicht eingeschätzt. Da er nicht nachfragen wollte, ob das einen Grund hatte, beließ er es dabei. Es ging ihn ja auch nichts an. Eins musste Enji zugeben – Las Vegas war schon ein Anblick, den man nicht so schnell vergaß. Sicher, für ihn waren die blinkenden, grellen Lichter und die Geräuschkulisse überladen, doch neutral betrachtet war es schon beeindruckend. Die Wasserfontänen, die vor den hohen, von Palmen gesäumten Gebäuden in die Luft schossen, ließen die ganze Umgebung noch extravaganter aussehen. Enji kam sich in seiner verschwitzten Kleidung mehr als unangemessen vor und er wünschte sich, er hätte ein Jackett griffbereit gehabt, doch dazu hätte er seinen Koffer durchwühlen müssen. Falls Hawks sich dasselbe dachte, dann merkte man es ihm nicht an, denn er hatte den Kopf aus dem Fenster gesteckt und fokussierte sich komplett auf die Umgebung. Scheinbar war auch er recht gefangen von dem Anblick. Als sie endlich an ihrem Hotel angekommen waren, bot man ihnen an, den Wagen für sie unterzubringen, was Enji dankend annahm. Zwar sagte keiner ein Wort über ihren Aufzug oder verzog eine Miene, doch er konnte nicht glauben, dass sich die Angestellten nicht ihren Teil dachten. Unangenehm. Vor allem, da der Reifenwechsel Spuren auf seiner Kleidung hinterlassen hatte und er mit Sicherheit alles andere als gut roch. Er wuchtete seinen Koffer von der Ladefläche und sah zu Hawks, welcher den eigenen mit seinen roten Federn herunter transportierte. Von wegen zu schwach… Als Hawks seinen Blick bemerkte, lächelte er ihn strahlend an und streckte ihm seinen Daumen entgegen. Enji schnaubte bloß und ging an ihm vorbei in Richtung des Eingangs, wo ihnen schick gekleidete Damen und Herren entgegenkamen, was die Situation nicht besser machte. „Ich fühle mich underdressed“, murmelte Hawks ihm zu, woraufhin Enji nickte. „Ja.“ „Endeavor? Hawks-kun? Da seid ihr ja! Ich habe mir schon Sorgen gemacht!“ Enji erkannte die tiefe Stimme, welche man gut durch den Lärmpegel hören konnte, sofort. Da sich All Might im Ruhestand befand, hätte dieser auf der Tagung eigentlich gar nicht anwesend sein müssen. Allerdings war die amtierende Nummer Drei, Best Jeanist, immer noch vom Kampf in Kamino mitgenommen, sodass sie die ehemalige Nummer Eins sozusagen als Vertretung geschickt hatten. Der trotz seiner hageren Statur immer noch hünenhafte Mann trug einen dunkelblauen Anzug mit Krawatte und passte definitiv besser in dieses Ambiente als sie beide. Die blauen, von schwarzen Schatten gerahmten Augen schauten sie recht schockiert an, woraufhin Enji schnaubte. „Wir hatten bloß einen Platten und die Klimaanlage ist ausgefallen. Kein Grund, deswegen einen Aufruhr zu veranstalten.“ „Oh…also geht es euch gut? Das erleichtert mich!“ So, wie dieser sie beide nun anstrahlte, glaubte er ihm das. All Might und er waren so gegensätzlich, wie man nur sein konnte. Dieser war Hawks charakterlich näher, weswegen er nicht ganz verstand, warum der Jüngere von sich selbst sagte, kein großer Fan der ehemaligen Nummer Eins zu sein. Aber gut, das war ein anderes Thema. „Wir haben’s heile überstanden und möchten jetzt einchecken und die Füße hochlegen!“, meinte Hawks mit einer Heiterkeit in der Stimme, die Enji nicht fühlte. Auf die Aussage hin trübte sich All Mights Freude sichtlich, was Enji ein ungutes Gefühl gab. „Nun…also, deswegen bin ich hier unten. Ihr beide seid so spät dran gewesen und es gab wohl…einen Fehler im System und nun…“ „Nun?“, fragte Enji gereizt nach, da ihn dieses Rumgedruckse nervte. „Eure Zimmer wurden wohl versehentlich freigegeben und na ja…das hier ist Las Vegas. Das heißt, es ist immer ausgebucht und deswegen…konnte ich kurzfristig nur noch ein Zimmer mit Doppelbett bekommen. Es ist aber ein wirklich schönes, geräumiges Zimmer!“, fügte All Might noch schnell an. Enji brauchte einen Moment, um zu begreifen, was das bedeutete. Nämlich, dass er keine Privatsphäre haben würde. Er wusste nicht, was er sagen sollte. Da kam er hier viel zu spät an, dreckig und verschwitzt, müde und hungrig…und jetzt musste er auch noch mit seinem jüngeren Kollegen in einem Bett schlafen? Enji wollte einfach nur, dass dieser Tag inklusive der Nacht endete. „Aaach!“, kam es gedehnt von Hawks. „Das ist doch gar nicht schlimm! Ich meine, hey, klar, ein Einzelzimmer wäre cooler gewesen, aber Endeavor-san und ich sind auf der Fahrt hierher so gut zusammengewachsen, das ist doch gar kein Ding! Im Gegenteil! Das wird bestimmt toll! Fast wie im Ferienlager! Also, so, wie ich mir ein Ferienlager vorstelle – ich war noch nie in einem, aber neue Erfahrungen bereichern ja das Leben oder wie heißt es, nicht wahr? Haha, das wird super!“ Enji drehte langsam den Kopf in Hawks‘ Richtung, nicht wissend, was er darauf erwidern sollte. In seinem Inneren loderte ein Feuer, doch gleichzeitig wusste er, dass es gar nichts ändern würde, jetzt in Flammen aufzugehen. Vor allem, da er sich vorgenommen hatte, an seinen unkontrollierten Wutausbrüchen zu arbeiten. „Es freut mich, dass du es so positiv aufnimmst, Hawks-kun!“, kam es erleichtert von All Might. „Hier ist eure Schlüsselkarte! Nummer 607. Sicher seid ihr erschöpft von der langen Reise, aber wenn ihr doch noch Hunger haben solltet, bringt man euch etwas aufs Zimmer.“ Enji nahm die Karte schweigend entgegen. „Cool! Ich hab echt einen Bärenhunger!“, erwiderte der Winged Hero immer noch eine Spur zu fröhlich und drehte sich dann zu ihm um. „Auf geht’s, Endeavor-san! Gute Nacht, All Might!“ „Gute Nacht euch beiden. Bis morgen.“ Enji winkte bloß ab, ehe er mitsamt seinem Koffer Hawks folgte, welcher mit federnden Schritten zum Fahrstuhl lief und dessen Laune kein bisschen getrübt wirkte. Wunderbar. Wenigstens war das Zimmer tatsächlich recht geräumig und wäre die Couch in der Sitzecke nicht so klein gewesen, hätte er diese vielleicht vorgezogen. Er hätte auf diese nicht mal mit angezogenen Knien gepasst und eben dies von Hawks zu verlangen, erschien ihm auch nicht richtig. Für einen Moment sah er ebenso wie Hawks aus dem riesigen Panoramafenster, aus welchem man die leuchtende Stadt beobachten konnte. Er hätte mit einer größeren Geräuschkulisse gerechnet, aber scheinbar waren die Wände gut gedämmt. Das Mobiliar war in hochglänzendem Schwarz mit Goldverzierungen gehalten, was doch recht edel wirkte. Er stellte seinen Koffer in der Ecke ab, während Hawks plötzlich ein Jauchzen von sich gab und auf das riesige King Size Bett zustürmte. „Halt!“, grollte Enji warnend und der Jüngere bremste ab. „Mit dem ganzen Dreck und Schweiß rührst du das Bett nicht an. Ab unter die Dusche. Jetzt.“ Hawks zog eine Schnute, schien aber nicht widersprechen zu wollen. Stattdessen griff er eine Broschüre vom Tisch und blätterte durch. „Na gut, aber vorher möchte ich was Leckeres bestellen! Ich habe nämlich wirklich einen Bärenhunger und – die haben Pommes und Chickenburger! Das klingt toll! Bestellst du mir das, Endeavor-san? Oh, und Mayo auf die Pommes! Bin gespannt, wie das Essen hier so ist!“ „Fettig“, entgegnete Enji trocken. Er war kein Fan der amerikanischen Küche, fühlte sich generell der japanischen Tradition näher. Vermutlich, weil er in solch einem Haushalt aufgewachsen war. Da er viel unterwegs war, griff er zwischendurch natürlich auch mal auf Fast Food zurück, aber das war etwas anderes. Nun gut, es war spät und er konnte nicht leugnen, dass er mittlerweile ebenfalls Hunger verspürte. Was sollte es also. „Gerade das macht es attraktiv für mich! Danke~“, meinte Hawks zwinkernd und ging dann hinüber ins Bad, schloss die Tür hinter sich. Wenig später hörte Enji das Wasser laufen und wandte sich dem Telefon zu, mit dem man unten an der Rezeption anrufen konnte. Er wählte die Nummer und bestellte dann für Hawks, entschied sich selbst für einen normalen Rindfleischburger mit Pommes. Als er aufgelegt hatte, kam ihm der Gedanke, dass der Jüngere ziemlich gern und ziemlich viel Geflügel aß, dafür dass er selbst ein halber Vogel war. Wo steckte er die ganzen Kalorien überhaupt hin? Scheinbar verbrauchte dieser beim Fliegen übermäßig Energie…anders konnte er sich das nicht erklären. Da er nicht die ganze Zeit nur herumstehen wollte, machte er sich daran, seinen Koffer auszupacken und seine Kleidung in die Schränke einzuräumen. Allzu viel hatte er wegen der kurzen Zeit nicht mitgenommen, von daher ging es recht schnell. Er hing gerade seinen Anzug auf den Bügel, als er die Tür hinter sich hörte. „Hah! Das hat gutgetan! Ich fühle mich wie neugeboren! Oh! Schicker Anzug, der steht dir bestimmt richtig gut!“ Warum musste der andere immer so viel reden? Er drehte sich zu diesem um und stockte kurz. Stimme ja, Hawks hatte sich keine Wechselsachen mit ins Bad genommen, sodass er jetzt nur im Handtuch vor ihm stand, die noch feuchten Federn an seinen Rücken geschmiegt. Er war muskulöser, als man bei seiner Größe und Statur hätte vermuten können, aber irgendwie musste er es ja auch schaffen, mit den Flügeln nicht umzufallen. „Zieh dir was an und räum deine Sachen ein. Essen ist bestellt“, gab er zurück, ohne auf das Kompliment einzugehen. „Wozu? Wir sind nur ein paar Tage hier, oder? Ich lebe einfach aus dem Koffer.“ Hawks zuckte mit den Schultern und ging an ihm vorbei zu seinen Sachen, öffnete den Koffer, der dasselbe Design wie Hawks‘ Helden-Shirt trug, mit einem leisen Klicken. Enjis Brauen zogen sich bei dem Kommentar zusammen. „Du räumst dein Zeug ein. Ich will nicht, dass hier alles rumfliegt.“ „Maaann, Endeavor-san…“ „Nichts aber. Wenn ich aus der Dusche komme, hast du deine Sachen eingeräumt“, ließ er sich nicht erweichen. „Das Essen müsste gleich kommen.“ Ohne auf Hawks‘ Gemoser einzugehen, nahm er frische Kleidung aus dem Schrank und ging dann ins Bad. Die feuchtheiße Luft schlug ihm entgegen, aber wenigstens hatte Hawks das kleine Fenster aufgemacht. Enji seufzte stumm, als er die nassen, schwarzen Fliesen sah, aber gut, immerhin würde er jetzt auch duschen gehen. Es gab auch noch eine recht große Badewanne, wobei Enji nicht glaubte, dass er diese nutzen würde. Schon gar nicht jetzt, da sie sich das Zimmer teilen mussten. Immer noch kam es ihm surreal vor, doch dann sagte er sich, dass sie beide erwachsen genug waren, um damit umgehen zu können. Er stieg in die Dusche und drehte das Wasser auf, welches heiß auf ihn nieder prasselte und ihm ein wohliges Raunen entlockte. Gott…das fühlte sich nach diesem langen Tag so unheimlich gut an. Vielleicht riskierte er, dass sein Essen kalt wurde. Als er nach einer Weile herauskam, saß Hawks im weißen Hotelbademantel im Bett und hatte den Fernseher eingeschaltet. Der Teller mit dem fettigen Essen lag auf der Bettdecke auf seinem Schoß und er strahlte ihn an. „Komm schnell, Endeavor-san! Nicht, dass dein Essen kalt wird! Ist echt mega lecker! Oh, und es läuft gerade ein cooler Superheldenfilm! Der wird dir gefallen!“ Enji, der eine graue Jogginghose und ein schwarzes Shirt trug, schnaubte. „Pass lieber auf, dass du das Bett nicht einsaust.“ „Ach, jetzt sei doch nicht so ein Spielverderber! Im Bett essen ist Luxus! Und das Zimmer ist ja wohl voll der Luxus! Wenn wir was dreckig machen, machen die das morgen bestimmt sauber!“, plapperte der Winged Hero begeistert los. Enji schüttelte nur den Kopf, äußerte sich aber nicht weiter dazu, sondern setzte sich auf die andere Seite des Bettes, darauf bedacht, sich nicht auf eine von Hawks‘ Federn zu setzen. Wenigstens hatten sie immer noch nicht wieder ihre volle Größe, also würde es hoffentlich passen. Da sich Hawks nicht beirren ließ und weiter aß, nahm er ebenfalls seinen Teller auf den Schoß und schob sich eine Pommes zwischen die Zähne. Sie waren immerhin noch warm. Dann schaute er zum Fernseher, wo glücklicherweise keiner der zahlreichen All Might Filme lief. Selbiger hatte immer gemeint, dass es ihm unangenehm sei, dass es Filme von ihm gab. Enji konnte das irgendwie nachempfinden, auch wenn man mit ihm als Hauptfigur wohl sowieso keinen Film drehen würde. Wobei sich sein Merchandise seit seinem Kampf mit dem Nomu besser verkaufte. Nicht, dass er darauf besonderen Wert gelegt hätte, doch er hatte sich stets in allem mit All Might gemessen und in jedem Fall hinter diesem zu stehen, war einfach demütigend. Hawks nahm einen Schluck von der Cola, welche auf dem Nachttisch stand. „Ich hab dir auch eine hingestellt, auch wenn ich weiß, dass du nicht so gerne Süßes trinkst, aber da war nur Wasser und noch mehr so Zeug, wie Fanta, Sprite. Da steht auch Bier im Kühlschrank, war nicht sicher, ob das besser ist?“ „…Cola ist okay.“ Was war das wieder für ein Redeschwall? Enji nahm einen Bissen von seinem Burger, während der Held des Films wohl gerade eine Krise hatte. Nun, wer hatte die nicht. Scheinbar sogar All Might, wenn man bedachte, was aus diesem geworden war. „Okay!“ Hawks lächelte ihn breit an und nahm noch einen Schluck Cola. Warum war er eigentlich so gut drauf? Und zeigte kein sichtbares Zeichen von Müdigkeit, schließlich hatte er im Auto nicht geschlafen und es war anstrengend gewesen, selbst wenn nur Enji sich die Hände schmutzig gemacht hatte. „Nach dem Film will ich schlafen“, stellte er klar, damit der andere nicht auf falsche Gedanken kam. „Versteh schon, war ein langer Tag, was? Aber hey, das Zimmer ist doch echt schön und wie ich gesagt habe, es stört mich nicht, dass wir es uns teilen. Ich meine, hey, wer kann schon behaupten, seinem Idol so nahezukommen, haha…“ „…was?“ „Hab ich doch schon ein paar Mal gesagt, oder nicht? Du bist mein Vorbild!“ Hawks strahlte ihn aus seinen bernsteinfarbenen Augen an, ließ keinen Zweifel daran, dass er das Gesagte ernst meinte. Enji hatte es bisher für dummes Gerede gehalten, um sich einzuschmeicheln, aber scheinbar war er wirklich…? „Damit wärst du dann der Einzige“, gab er trocken zurück. „Möglich, aber ich war schon immer anders. Kann ich mit klarkommen.“ „Ich würde mir da eher Gedanken machen…“ Vielleicht sollte er doch noch ein Bier trinken. Irgendwie war der Verlauf des Gesprächs unangenehm. Wahrscheinlich, weil es noch neu für ihn war, dass ihn Leute bewunderten. „Quatsch. Wer so eine hohe Aufklärungsrate hat wie du und so viele Menschen gerettet hat, den kann man sich doch zum Vorbild nehmen? Ich bin da eher ein Faktenmensch. Sicher, All Might ist beeindruckend und so, aber du doch ebenfalls. Außer dir hat nie jemand auch nur versucht, ihn zu übertrumpfen.“ „Ja. Erfolglos“, stoppte er die Euphorie des anderen, doch der schüttelte den Kopf. „So sehe ich das nicht. Wie es jetzt ist, werden wir nie herausfinden, ob du es hättest schaffen können…und da es jetzt keine Rolle mehr spielt, nimm es doch einfach an? Ich wollte damit auch bloß sagen, dass ich mich auf unsere Zeit hier freue. Ich bin noch nicht so wirklich viel aus Japan rausgekommen.“ Enji runzelte bei den Worten die Stirn, denn wenn einer die Chance dazu hatte, dann doch wohl der geflügelte Held neben ihm. „Du hast Flügel. Was hält dich ab?“ Hawks‘ Lächeln wankte zu seiner Verwunderung kurz. „Ich hab dir ja gesagt, was mein Traum ist. So viel Freizeit, dass man gar nicht weiß, was man damit anfangen kann. Selbst mit Flügeln ist man nicht unbedingt so frei, wie man es gern wäre…aber ich wollte jetzt eigentlich gar nicht auf hohem Niveau jammern.“ Vielleicht war Enji über die Jahre zu misstrauisch geworden, aber gerade jemand wie Hawks, der so unbefangen wirkte und sich oft wie ein Pausenclown verhielt, auf der anderen Seite aber zuverlässig wie kein anderer war…gerade bei ihm wurde Enji das Gefühl nicht los, dass hinter dessen Worten mehr steckte. Auch wenn sie sich kaum kannten und er sich so eine Meinung eigentlich nicht erlauben konnte. Um die Stimmung nicht weiter zu drücken, da sich Hawks ja so viel Mühe gab, sie positiv zu halten, sprach er es nicht weiter an. „Vergiss nur nicht, dass wir zum Arbeiten hier sind.“ Hawks lachte bei seinen Worten auf. „Keine Sorge, das zu vergessen, ist schwer. Trotzdem möchte ich mir Las Vegas ansehen – am liebsten mit dir zusammen, ja? Dann kannst du aufpassen, dass ich nicht dem Glücksspiel verfalle! Immerhin bist du alt und weise und so!“ „Schmeichel mir nicht zu viel“, erwiderte Enji sarkastisch, doch seine Mundwinkel zuckten leicht. Dieser Vogel redete wirklich viel Unsinn…jedoch fand ihn der Flame Hero dennoch sympathisch. Nervig und definitiv aufdringlich, aber er schien in Ordnung zu sein. „Würde ich nie wagen!“, feixte Hawks, sah dann aber wieder zum Film. Enji schwieg einen langen Moment, während er ebenfalls wieder zum Fernseher schaute, wo der Held seine Krise wohl überwunden hatte. „…wenn wir Zeit übrig haben, spricht nichts dagegen, sich die Gegend anzusehen“, meinte er irgendwann und musste Hawks nicht anschauen, um dessen Freude zu erahnen. „Yay!“, kam es von diesem. „Du weißt gar nicht, wie glücklich mich das macht! Das wird sicher voll toll! Wir werden so viel Spaß haben!“ Enji ließ ihn plappern, schaute weiterhin zum Fernseher. Spaß haben. Wenn er ehrlich war, hatte er lange keinen Spaß gehabt. Zu viele Pflichten, seine eigene Verbissenheit und seine Fehler hielten ihn davon ab, sich entspannen zu können. Das würde Las Vegas nicht ändern können…aber er konnte es ja zumindest mal versuchen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)